Bremen. Üppige Haarpracht, hautenge Lederkutte und ein blank glänzendes Schwert: Als der Roland 1404 auf dem Bremer Marktplatz aufgestellt wurde, war er modisch voll im Trend. Am 5. November wird das Bremer Wahrzeichen 607 Jahre alt. Mitten in Bremens Innenstadt steht ein sagenumwobener Kriegsheld, der als Freiheitssymbol auch das weltweit größte seiner Art ist: der Roland. Es heißt, der junge Ritter sei ein Neffe Karls des Großen gewesen und habe das Heer seines Onkels im achten Jahrhundert in den Pyrenäen in einem Gefecht gegen die Basken gerettet. Überliefert ist die Sage im mittelhochdeutschen „Rolandslied“, das von seinen Heldentaten erzählt. Seit 1404 ziert die Statue den Bremer Marktplatz als Symbol für die Unabhängigkeit der Stadt. Doch warum ist gerade diese Figur für Bremen so wichtig?„Die Errichtung der Rolandstatue war die erste Etappe auf dem Weg zur Autonomie Bremens“, sagt Konrad Elmshäuser, Leiter des Bremer Staatsarchives. Vom Rat der Stadt errichtet, sei sie zusammen mit einem Rathausneubau Teil eines „Großbauprogrammes“ zur Betonung des Unabhängigkeitsstrebens der Bremer Bürgerschaft gewesen. „Die Stadt stand damals unter der Herrschaft des Erzbischofs, hat aber als freie Hansestadt agiert“, so Elmshäuser. Wirtschaftlich ging es Bremen immer besser und die Stadt habe ihrem Bestreben nach mehr Marktrechten und Autonomie Ausdruck verleihen wollen.Von diesem Freiheitsstreben zeugt auch das Wappenschild mit dem doppelköpfigen kaiserlichen Reichsadler und dem Spruch: „Freiheit verkündige ich euch, die Karl und mancher andere Fürst, fürwahr, dieser Stadt gegeben hat.“ Bremen habe freie Reichsstadt werden wollen, so Elmshäuser. Einen Status, den es erst 1647 vollständig zugesprochen bekommen hatte. „Karl“ ist der vermeintliche Onkel des Soldaten Rolands, „mancher andere Fürst“ spielt auf die Rechte an, die die Stadt in den vergangenen Jahrhunderten durch Könige, Fürsten und Fürstbischöfe erhalten hatte.Symbolische AusstattungDie für die Zeit typische Ausstattung der Rolandstatue ist mit vielen weiteren Symbolen versehen. Elmshäuser erklärt: „Der Engel auf der Gürtelschnalle zeugt von dem himmlischen Auftrag im christlichen Kampf.“ Da der Roland im siegreichen Kampf gegen die Pyrenäen sein Leben gelassen haben soll, findet sich auch noch eine Rose auf der Schnalle. „Ein allgemeines christliches Symbol für Märtyrer.“ Das Schwert selbst stehe für die „wehrhafte Gestalt“ des Ritters.Ganz praktischen Nutzen hat die Ausrichtung der Knie des fünfeinhalb Meter Mannes. Der Abstand misst genau eine Bremer Elle, ein Maß, das im Mittelalter verwendet wurde. Die Händler auf dem Marktplatz haben ihre Einkäufe so gleich zur Überprüfung an die Knie des Rolands halten können.Bereits im 19. Jahrhunder am „Tag der wiedergefundenen Freiheit“, dem 5. November, haben die Bremer die Befreiung von den napoleonischen Truppen und den Geburtstag des Freiheitssymbols gefeiert. In den 1970er Jahren war der Brauch für kurze Zeit wieder aufgelebt. 2008 hat die Tourismus-Zentrale ihn offiziell wieder eingeführt. Auch in diesem Jahr lädt die Bremer Touristik-Zentrale alle Interessierten ein,

 

Das Bremer Rathaus liegt mitten in der Bremer Altstadt an der Nordostseite des Marktplatzes. Gegenüber an dessen Südwestseite steht der Schütting und an der Südostseite das moderne Haus der Bremer Bürgerschaft. Die Türme des Doms erheben sich südöstlich des Rathauses. Nördlich, nur durch die Straße Schoppensteel getrennt, steht die Kirche Unser Lieben Frauen. Im Winkel zwischen (Altem) Rathaus und Kirche sowie um diese herum erstreckt sich der Liebfrauenkirchhof. Auf dem Marktplatz steht vor dem Rathaus der Bremer Roland, an der Nordecke des Alten Rathauses auf dem Liebfrauenkirchhof die Bronzeplastik der Bremer Stadtmusikanten von Gerhard Marcks.Aus sprachlicher Vereinfachung wird die dem Markt zugewandte Südwestseite oft als Südseite bezeichnet, die Schmalseiten als West- und Ostseite, die weitgehend mit dem Neuen Rathaus zugebaute Nordostseite als Nordseite.

Das erste, romanische Rathau

Das erste Bremer Rathaus stand am Südende der Häuserzeile zwischen Sögestraße, Liebfrauenkirchhof und Obernstraße und erstreckte sich mit einem Torbogen über die Einmündung der Sögestraße.[4] Es ist in einer Urkunde von 1229 als domus theatralis[5] und ab 1251 als domus consulum erwähnt. Ferdinand Donandt (1803–1872) nahm in seiner Darstellung der Rechtsgeschichte Bremens an, dass es vor der Emanzipation der Bürger gegenüber dem Erzbischof schon als Gerichtsgebäude gedient hatte und über mindestens eine offene Halle verfügte, da zu damaliger Zeit nicht in geschlossenen Räumen Gericht gehalten werden durfte.[6] Der Bogen über der Sögestraße und die Reparatur durch einen Maurer[7] deuten auf einen Steinbau, dessen Alter auf romanischen Baustil. Eine eindeutige Beschreibung gibt es nicht, aber zwei Jahre bevor die Stadt das Gebäude (bzw. den Gebäudekomplex) schließlich verkaufte, wurde es in einem Kupferstich des Marktes mit dargestellt. Er zeigt drei Giebel zur Obernstraße mit einem Saalgeschoss über einem Sockel. Aus der Zeit da es noch als Rathaus diente, gibt es etliche Urkunden über die dort befindlichen tabernae oder boden der Wandschneider. Besonders ausführlich ist ein Vertrag vom 29. März 1382 über die Zustimmung der Wandschneider zum freizügigeren Verkauf von Wollstoffen zu Zeiten der beiden Jahrmärkte (Pfingstmarkt und Freimarkt). Er unterscheidet drei Gruppen bestehender oder noch zu errichtender Wandschneiderbuden, unter dem Rathaus der Obernstraße zugewandt, unter dem Rathaus der Kanzlei zugewandt, sowie unter der Kanzlei selber.[8] Schon in der ersten Hälfte jenes Jahrhunderts hatten sich Tuchschneiderbuden auch unter der Treppe befunden, die am Liebfrauenkirchhof zur oberen Etage des Rathauses hinauf führte.[9] Die Treppe wird auch im Zusammenhang mit einem Straßenkampf im Jahr 1366erwähnt.[10] Je nachdem, ob man die Präposition „sub“ („unter“) als „im Untergeschoss“[11] versteht oder als „zu Füßen“, ergeben sich sehr unterschiedliche Vorstellungen von Gestalt und Umfeld des ersten Rathauses. Die Kanzlei, lateinisch scriptoria genannt, stand an einer heute verschwundenen Querstraße zwischen Sögestraße und Liebfrauenkirchhof (heute Grundstück Sögestraße 9a / U.L.F. Kirchhof 21). 1382, man baute in dem Jahr neue Wandschneiderbuden darunter, stürzte sie ein. 1498 wurden auf dem Grundstück drei Wohnhäuser für Bedürftige errichtet.[12] Vermutungen, sie habe noch bis ins 19. Jahrhundert bestanden,[4] sind damit überholt.Nach dem Bau des neuen Rathauses am Markt behielt die Stadt das alte Rathaus noch fast zwei Jahrhunderte, vermietete es allerdings 1483 an das Krameramt (d. h. die Gilde der Kleinhändler), später als Lagerhaus an das Hopfenamt. In der Zeit wurde von 10 Personen Miete für „Bogen auf dem Hopfenhause“ kassiert. Schließlich wurde das ehemalige Rathaus 1598 verkauft und durch zwei Privathäuser ersetzt, oder zu solchen umgebaut.Um 1400, auf dem Höhepunkt der städtischen Entwicklung, wurde ein neues Rathaus geplant. Dieses Alte Rathaus wurde 1405–1410[14] als gotischer Saalgeschossbau erbaut. Es waren Bürgermeister Johann Hemeling, die Ratsherren Friedrich Wigger und Hinrich von der Trupe, die Baumeister Salomon und Martin sowie die Steinbildhauer Johannes und Henning, die für die Verwirklichung dieses gotischen Rathauses verantwortlich zeichneten.Die Entscheidung zum Rathausbau war eine der wenigen, für die überliefert ist, dass der Bremer Rat die Zustimmung der meenheit einholte, der Gemeinde als Gesamtheit aller Männer (sofern sie Haushaltsvorstand waren, wohl auch Frauen) mit Bremer Bürgerrecht. Sie wurden zu dem Zweck auf die Bürgerweide zusammengerufen, und es wurde auch gemessen, wie viel Platz sie brauchten. Gedrängt stehend hätte sich diese gesamte Bürgerschaft (im ursprünglichen Sinn des Wortes) später in der oberen Rathaushalle versammeln können. Ort und Gestalt des Gebäudes waren eine Demonstration städtischen Selbstbewusstseins gegenüber der Autorität des Erzbischofs. Es dominierte nun mehr als der Dom und das erzbischöfliche Palatium den etwa hundert Jahre zuvor fertiggestellten Marktplatz. Seine Hallen waren ein paar Spannen länger und breiter als die große Halle im Erdgeschoss des Palatiums.[15] Nach dessen Vorbild setzte man sogar die Eingänge – an die Enden, statt dem Platz zugewandt.In diesem Gebäude befanden sich der Ratskeller, die Untere Halle und die Obere Halle, sowie nordseitig Einzelräume, die später mehrfach verändert wurden. Die Arkade an der südlichen Längsseite diente als Gerichtslaube und durfte nicht für Marktzwecke genutzt werden. Zwei Wehrgänge mit zinnengekrönten Brustwehren, einer an der Dachtraufe und ein gedeckter über der Arkade, gaben dem Bau einen etwas martialischen Charakter. Die Zinnen waren nicht dekorativ abgewandelt, auch wenn die vier erkerartige Ecktürmchen keine wehrhaften Dimensionen hatten. Andererseits wurden die Wände mit Skulpturen zwischen den Fenstern geschmückt. Seit der Bauzeit zieren die Figuren des Kaisers und der sieben Kurfürsten die Marktplatzseite, Darstellungen von Propheten und des Hl. Petrus die Ost- und die Westseite.In der Mitte der Nordostseite hatte das Haus vor der oberen Rathaushalle einen von vier breiten Säulen getragenen Anbau. Er wurde ghevelen („Giebel“) genannt, maß in Längsrichtung des Hauses 21 m (Breite oder Länge) und stand 6 m vor (Tiefe). Er beherbergte die alte Wittheitsstube, in der der eigentliche Stadtrat tagte. Es wird angenommen, ist aber nicht bewiesen, dass er wie das Hauptgebäude ein Walmdach und Ecktürmchen hatte. Aus der Säulenhalle unter dem Anbau führte wohl eine gedeckte Holztreppe zum Haupteingang der oberen Rathaushalle im westlichen Teil der Wand. Der dem Palatium zugewandte Teil der Rückwand östlich des Anbaus hatte weder Fenster noch Türen. Von den Kellerräumen unter dem Anbau (heute Senats- und Kaiserzimmer, Apostel- und Rosekeller) wird nicht zuletzt wegen ihrer schiefen Grundrisse angenommen, dass sie noch von den Häusern stammen, die vorher auf dem Grundstück standen.[16]1490 wurde die Säulenhalle unter der alten Wittheitsstube zur alten Kanzlei umgebaut. Ebenfalls Ende des 15. Jahrhunderts wurde über der Treppe zum Ratskeller eine Laube errichtet, die lange Zeit als Verkündigungslaube diente, indem dort alljährlich am 4. Fastensonntag Laetare die Kundige Rolle verlesen wurde. Nach dem Aufstand der 104 Männer und der Wiederherstellung der Patrizierherrschaft im Folgejahr wurde 1532 das Außenportal der oberen Halle zugemauert und die Außentreppe abgebrochen und durch die noch heute bestehende Wendeltreppe von der unteren zur oberen Halle ersetzt.

Das Bremer Rathaus Bei Nacht